VOLVO OCEAN RACE - TRAININGSREVIER ATLANTIK
Bei mir sind jetzt 14 Tage mit dem Team vergangen. Jeder Tag bringt sechs bis sieben Stunden Segeln mit sich. Obwohl das gesamte Programm sehr anstrengt, vergeht die Zeit unglaublich schnell. Die Gegend hier ist windsicher und so verzeichnen wir bisher wenig Ausfall. Im Schnitt fahren wir 70 - 80 Meilen am Tag.
Den Trainingshafen auf einer Insel im Ozean zu wählen bringt einleuchtende Vorteile. Egal aus welcher Richtung der Wind weht, nach wenigen Minuten ist man frei vom störenden Land und findet fast immer große Wellen, sprich man hat super Testbedingungen. Das ist für die derzeitigen Inhalte perfekt. Wir wechseln die Segelkombinationen, spielen mit den seitlichen Schwertern, den Wassertanks, der Kielposition und speichern für jeden Wind in Stärke und Einfallswinkel das optimale Setup. Dafür braucht man mit so einem Boot ordentlich Fläche.
Die Manöver auf dem 65 Fuss Schiff sind immens anstrengend. Die acht Mann müssen gut ineinander funktionieren. Fährt man das Schiff erst einmal gerade aus, reichen drei bis vier Mann. In den ersten Tagen bin ich durch viele Positionen an Bord gegangen. Jetzt zeichnet sich in der Stammbesetzung so langsam meine Position als Vorsegeltrimmer ab. Auf der Kreuz ist es mit einem Vorsegel übersichtlich, doch werden es auf der auf den Raum- und Vorwindgängen auch schnell mal drei Segel parallel.
Das Schönste ist und bleibt natürlich das Steuern. Auf den Raumgängen ist das Schiff so schnell. Natürlich kann man es nicht so dynamisch fahren wie eine Jolle, aber viele Wellen verpasst man mit dieser Segelgewalt auch nicht. Die Wellen sind einfach größer, das Schiff ist größer und die Geschwindigkeiten sind permanent hoch!
Letzten Dienstag hatten wir ein krasses Erlebnis. Ich bin das Schiff bei ca. 15 kn Fahrt gesteuert und habe nur knapp einen schlummernden Wal verpasst. Das war eine Schrecksekunde, als es plötzlich neben dem Boot unterm Gennaker laut wurde und der Wal sich mit kräftigen Flossenschlägen ins Sichere brachte. Das waren nicht mehr als 2 Meter und dann hätte es gepasst. Glücklicher Wal und glückliches Team. Generell sehen wir hier viele Wale.
Morgen legen wir für eine dreitägige Trainingsfahrt ab und beginnen in der Dunkelheit zu üben. Im Wachsystem fahren vier Segler das Boot, während die anderen vier Pause haben. Steht ein Manöver an, sind immer alle an Deck.
Die Zeit da draußen auf dem Atlantik ist wirklich schön. Ich habe noch nie so viele Tage verbracht, in denen du einfach da draußen bist, so weit und kein Land siehst. Es ist sau anstrengend, aber wenn man mal zum Durchatmen kommt und diese Ruhe im Niemandsland bemerkt, beginnt man das zu mögen.